EuroAirport nach elfmonatiger Bauzeit an das Low Carbon-Fernwärmenetz von Saint-Louis angeschlossen
Die Ende 2021 begonnenen Arbeiten zur Erweiterung des Fernwärmenetzes der Stadt Saint-Louis zur Anbindung des EuroAirport sind beendet. Der Anschluss des symbolträchtigen Standortes, dessen Heizbedarf in etwa jenem von 3000 Wohneinheiten entspricht, wurde an diesem Dienstag, den 22. November im Beisein von Vertretern der Stadt Saint-Louis, des EuroAirport, des Netzbetreibers R-CUE sowie der Projektpartner offiziell eingeweiht.
Dabei handelt es sich um einen der wichtigsten Meilensteine im Entwicklungsplan des Low Carbon-Fernwärmenetzes von Saint-Louis: Mit dem Anschluss des EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg versorgt der Betreiber R-CUE nun die Hauptgebäude des Standorts mit Warmwasser, welches zu 88% aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Zu diesem Zweck wurden zwischen Dezember 2021 und September 2022 3,8 km neue Rohrleitungen verlegt.
Mit dem gegen Ende des Jahres 2020 initiierten Projekt werden gleich zwei Herausforderungen, die Beschleunigung der Energiewende und die Entkarbonisierung des vom Flughafen Basel-Mulhouse verbrauchten Energiemixes, angegangen. Der EuroAirport hat die nachhaltige Entwicklung zu einer seiner Hauptaufgaben gemacht und wird die Treibhausgasemissionen der flughafeneigenen Einrichtungen bis 2025 um 85% reduzieren.
Der EuroAirport: Ein erster Schritt zur Verdopplung des Fernwärmenetzes
Das seit 2013 durch eine Biomasse-Heizzentrale gespeiste Fernwärmenetz der Stadt Saint-Louis versorgt heute ein Äquivalent von 7’500 Haushalten. Das Heizkraftwerk nutzt zu 90% erneuerbare Energien und beliefert auch das lokale Stromnetz, um damit den Energiebedarf der gesamten Stadt Saint-Louis zu decken. Ausgezeichnet mit dem éco-grid-Label im Jahr 2016 ermöglicht das Heizkraftwerk in seiner aktuellen Konfiguration die Einsparung von mehr als 11’000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr, was vergleichbar mit einer mit fossilen Energien versorgten Heizzentrale gleicher Leistung ist.
Der Stadtrat Saint-Louis’ genehmigte 2021 Investitionen in Höhe von 32 Millionen Euro. Subventioniert wurde dies zu 49% durch den Fonds Chaleur der ADEME (Agence de l'environnement et de la maîtrise de l'énergie). Dieses ambitionierte Vorhaben zielt darauf ab, die Länge des städtischen Fernwärmenetzes mehr als zu verdoppeln - von 12,3 km gegen Ende 2021 auf fast 30 km bis 2025. Die Mengen an Low Carbon-basierter Wärmelieferungen werden in gleichem Masse steigen und bis zu zusätzlichen 68 GWh/Jahr an zusätzlicher Wärme erreichen - sprich dem Äquivalent von 10’000 Haushalten. Um diesem raschen Anstieg der Nachfrage nach kohlenstofffreier Wärme zu begegnen, ist der Bau einer zweiten Biomasse-Heizzentrale bis 2025 auf dem Flughafengebiet geplant.
Mit dem Anschluss des EuroAirport schliesst R-CUE somit die erste Phase des sich in der Umsetzung befindlichen Ausbaus des städtischen Fernwärmenetzes von Saint-Louis ab. Einer der Höhepunkte der Bauarbeiten war die Unterquerung der A35 im Januar 2022, welche mittels einer Tunnelbohrmaschine kleinen Formats durchgeführt wurde, um die Auswirkungen auf den Strassenverkehr so gering wie möglich zu halten. Die in den nächsten Phasen folgenden Ausbauten betreffen sieben Zonen: Das innere Zentrum Saint-Louis’, die Gebiete «Zentrum», «Süden» und «Norden», die Erschliessungszone «zone d’aménagement (ZAC) des Lys», den EuroAirport sowie die Technoport-Zone.
Gruppenbild :
Photo : © Stadt Saint-Louis / Jean-Marie Juraver
Weitere Informationen zu den Projektpartnern...
Die Entwicklung des Fernwärmenetzes wurde bei der Überarbeitung des im Jahr 2018 validierten Masterplans untersucht. Dabei wurde erkannt, dass die gesetzten Ziele sehr schnell erreicht und bereits 2020 übertroffen wurden. Daher hat die Stadt zusammen mit dem Planungsbüro Naldeo stratégies publiques, einem die Stadt in ihrer Funktion als Bauherrn unterstützenden Unternehmen, mit einer eingehenden Prüfung dieses Energieplanungs-Tools für das Gebiet begonnen.
Dieser neue Masterplan, ein Leitdokument der strategischen Ausrichtung der Stadt im Energiebereich, wurde am 17. Dezember 2020 vom Stadtrat verabschiedet. Der Stadtrat fördert ein ambitioniertes Entwicklungs- und Investitionsprogramm für das Fernwärmenetz und engagiert sich weiterhin stark für die bevorzugte Nutzung erneuerbarer und regenerativen Energien (EnR&R).
Starkes politisches Engagement und ein neuer wichtiger Abnehmer
Die Energiewende ist ein wichtiger Schwerpunkt der Politik, die von den lokalen Mandatsträgern der Stadt betrieben wird. Bereits sehr stark in das Cit'ergie-Labeling-Verfahren involviert, wurde mit der gemeinsamen Unterzeichnung des Nachtrags Nr. 4 zum Vertrag über den öffentlichen Dienstleistungsauftrag zwischen der Stadt und R-CUE ein neuer Meilenstein erreicht. Darin werden die Investitionen des Betreibers in Höhe von 32 Mio €, die Verpflichtung zur Beibehaltung der aktuellen Tarife für den Verkauf von Wärme an die Abnehmer und eine minimale EnR&R-Rate von 88 % vertraglich festlegt.
Der Beitritt eines wichtigen Wirtschaftsakteurs in der Region, des EuroAirport, verlieh diesem Projekt eine besondere Dimension, da dieser zu den grössten Abnehmern des Netzwerks zählt.
Für den Bau des neuen Kesselhauses stellt der EuroAirport auch ein Grundstück aus einem seiner öffentlichen Bereiche zur Verfügung. Diese Bereitstellung ist Teil einer Dreiparteien-Vereinbarung zwischen der Stadt, R-CUE und dem EuroAirport und enthält eine Genehmigung zur temporären Nutzung für einen Zeitraum von 40 Jahren.
Zu guter Letzt ermöglichte ADEME im Rahmen des Wärmefonds (Fonds Chaleur) die finanzielle Umsetzung des Projekts mittels einer Investitionsbeihilfe in Höhe von 15,3 Millionen Euro.
Primeo Energie ist der neue Name der Energiegenossenschaft EBM, die 1897 in Münchenstein (Schweiz) gegründet wurde. Sie ist seit 1906 in Frankreich aktiv und gründete 2010 ihre Tochtergesellschaft Primeo Energie France mit Sitz in Paris. Die Primeo Energie -Gruppe ist ein engagiertes Unternehmen und gänzlich auf die Prinzipien der Kundennähe,
Servicequalität sowie Innovation im Dienste einer immer effizienteren und nachhaltigeren Energienutzung ausgerichtet. Primeo Energie bietet ihr Know-How Grosskunden, Gemeinden sowie Gemeindeverbänden, KMU-KMI und Privaten an und stützt sich auf ihre eigenen Ressourcen zur Produktion erneuerbarer Energien, um die Bedarfe ihrer Kunden mittels eines vielfältigen Angebots so gut wie möglich zu decken.
Primeo Energie beschäftigt 550 Mitarbeitende in der Schweiz und in Frankreich, um ihren 170’000 Kunden den besten Service zu bieten. Das Unternehmen ist entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig - von der Energieerzeugung sowie Handel bis hin zu Vertrieb und Marketing. Die Politik der sozialen Verantwortung des Unternehmens konzentriert sich auf die nachhaltige Energienutzung und stützt sich insbesondere auf Bildungs- und pädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche.
Im Elsass schloss sich Primeo Energie 2014 mit dem halbstaatlichen Unternehmen R-GDS zusammen zur Gründung zweier neuer Tochtergesellschaften, die sich der Entwicklung von Wärmenetzen widmen: R-CUA und R-CUE, die für 26 städtische Fernwärmenetze im Elsass verantwortlich sind, hauptsächlich in den Ballungsräumen Saint-Louis, Mulhouse und der Eurometropole Strassburg
Die 2014 gegründete R-CUE (Réseaux de Chaleur Urbains de l’Est) ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft von Primeo Energie und des halbstaatlichen Strassburger Unternehmens R-GDS, welches 119 Gemeinden des Departements Bas-Rhin mit Erdgas und Bio-Gas versorgt.
R-CUE und seine Schwestergesellschaft R-CUA (Réseaux de Chaleur Urbains d’Alsace) betreiben derzeit 26 Fernwärme- und Kältenetze im Elsass. Diese Infrastrukturen mit hoher Energie- und Umweltleistung versorgen das Äquivalent von 60’000 Wohneinheiten und tragen somit dazu bei, die nachhaltigen Klima-, Luft- und Energieziele der Gemeinden und Gemeindeverbände zu verwirklichen.
Die beiden Unternehmen haben sich zu einer hohen Servicequalität und stabilen Preisen für die gelieferte Wärme verpflichtet. Um dies zu erreichen, kommen fortschrittlichste Technologien im Bereich der Überwachung und Optimierung ihrer Anlagen zum Einsatz. An der Spitze im Bereich der Innovationen liegend, führt die R-CU-Gruppe bereits seit 2018 ein ambitioniertes Forschungs- und Entwicklungsprogramm gemeinsam mit dem Institut Carnot Mica in Mulhouse durch, um neue Materialien zur Wärmespeicherung zu entwickeln.
R-CUE und R-CUA sind das Ergebnis einer beispielhaften grenzüberschreitenden Partnerschaft, die ihre Stärke aus der Expertise und den gemeinsamen Werten zweier proaktiver und wegweisender lokaler Akteure im Bereich der erneuerbaren Energien schöpft, die die gleiche Vision der Energiewende für die Regionen teilen.
Mit seiner Lage inmitten Europas besteht die Mission des EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg darin, die Anbindung der trinationalen französisch-deutsch-schweizerischen Region auf dem Luftweg sicherzustellen, und dies unter Verfolgung eines Ansatzes zur nachhaltigen Entwicklung. Fest verankert in der Region, trägt der Flughafen Basel-Mulhouse zum wirtschaftlichen Erfolg der Dreiländerregion bei und deckt den Mobilitätsbedarf der Einwohner dieser wirtschaftlich starken Region ab.
Als einziger binationaler Flughafen der Welt, sowohl in seiner Organisation als auch in betrieblicher Hinsicht, stellt er mittels der angebotenen Direktverbindungen ein Tor zu allen wichtigen Städten Europas sowie der Mittelmeerregion dar. Ob für Geschäfts-, Freizeit- oder Ferienreisen oder zum Zwecke von Familienbesuchen, bietet der Flugplan mehr als neunzig Flugziele - darunter die europäischen Drehkreuze, von welchen aus interkontinentale Flugverbindungen bestehen.
Die Geschäftsbereiche des Flughafens bestehen nicht nur in der Gewährleistung eines flüssig ablaufenden Passagierverkehrs und der Koordination des Frachtgeschäfts, sondern auch in der Bereitstellung von Infrastrukturen und im Angebot von Dienstleistungen für seine Partner aus dem Bereich der Industrie, die auf der Plattform tätig sind. Letztere bieten ein weltweit renommiertes Kompetenzzentrum im Bereich Flugzeuginnenausbau für VIP- und VVIP- Flugzeuge.
Die ADEME - die französische Agentur für ökologischen Wandel - engagiert sich insbesondere im Kampf gegen die globale Erwärmung und den Abbau von Ressourcen.
An allen Fronten mobilisiert sie Bürger, Wirtschaftsakteure sowie die Regionen, um Fortschritte auf dem Weg hin zu einer ressourceneffizienten, kohlenstoffärmeren, gerechteren und harmonischeren Gesellschaft zu machen.
In allen Bereichen - Energie, Luft, Kreislaufwirtschaft, Lebensmittel, Abfallentsorgung, Boden - berät, vereinfacht und unterstützt sie bei der Finanzierung zahlreicher Projekte, von der Forschung bis hin zur gemeinsamen Nutzung von Lösungen. Auf allen Ebenen stellt sie ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten zur vorausschauenden Planung in den Dienst der öffentlichen Politik.
Die ADEME ist eine öffentliche Einrichtung, die unter der Aufsicht des Ministeriums für ökologischen Wandel und des Ministeriums für Hochschulwesen, Forschung und Innovation steht.